Ja, wir sind, auch und vor allem, so alt wie wir uns fühlen. Und ich persönlich kenne eine ganze Reihe Menschen, die sich selbst im höheren Alter noch viel „junger“ fühlen. Und ich kenne auch eine ganze Reihe, die eher das Gegenteil spüren. Natürlich hinterlassen die Jahre und Jahrzehnte Spuren an und in unserem Körper, die wir wahrnehmen und uns das Älterwerden fühlen lassen. Jeder kennt sie, angefangen von grauer werdenden Haaren, Falten, langsam nachlassende Sehkraft bis hin zu sog. Zivilisationskrankheiten (Bluthochdruck, Zucker, …usw.). Die Bandbreite ist groß und sehr individuell. Ich sage, hier gibt es eine Art „Hitliste“. Und diese wird zweifelsohne angeführt durch „Schmerzen“ und „Bewegungseinschränkungen“. Und das obwohl die Natur/Schöpfung für unsere Gelenke z. B. kein Verfallsdatum oder nur eine bestimmte Kilometerlaufleistung (wie ein Radlager oder die Bremsen beim Auto) vorgesehen hat. Unserer Gelenke könnten uns 100 Jahre und mehr beweglich und schmerzfrei halten. Arthrose z. B. ist da nicht vorgesehen.
Wir wissen aber, die Realität sieht anders aus!

Stellt sich also die Frage:

„Was machen wir falsch?“

Die Antwort, die ich immer gebe, wenn ich dazu gefragt werde, lautet: Nichts, wir machen nichts falsch! Bloß – wir unterlassen etwas! Wir unterlassen, für den unbedingt erforderlichen Ausgleich zu sorgen.

Wieso?
Wir trainieren unseren Körper 24 h am Tag! Denn, unser Körper ist genetisch so konzipiert, dass er sich an das anpasst, das wir tun oder eben auch unterlassen. „Use it or lose ist“, was sinngemäß bedeutet – nutze eine vorhandene Bewegungsmöglichkeit oder Du verlierst sie – ist hier die biologische Grundregel.

Wir wissen heute, dass ein übergroßer Teil der Schmerzen die viele von uns haben, auf muskulär-fasziale Ursachen zurückzuführen sind.
Wir bewegen uns nicht nur zu wenig sondern vor allem auch zu „engwinkelig“ – heisst, wir nutzen unsere Gelenkwinkel, die die Natur/Schöpfung für uns vorgesehen und in jedem von uns installiert hat, nicht aus.

Das führt zu muskulären Verkürzungen und faszialen Verfilzungen, wodurch sich über Jahre und Jahrzehnte hohe Spannungen aufbauen und Kräfte wirken, welche unsere Gelenke in ihrer Struktur und Funktionsfähigkeit nachhaltig bedrohen. Mittels dem Alarmsignal „Schmerz“, in der betroffenen Region, will uns der Körper darauf aufmerksam machen, uns auffordern etwas im Umgang mit ihm zu ändern um so die Struktur (Gelenke) vor nachhaltigen Schäden zu schützen.

Tja, nun zu unserer oft noch unbewussten Rolle, die wir dabei einnehmen.
Unser Alltagsleben hat auf diesen Prozess einen großen Einfluss. Denn es legt fest, wie wir uns bewegen. Der heutige Alltag wird bei vielen von uns durch immer die gleichen, einseitigen Haltungen und Bewegungen geprägt.
Auch hier gibt wieder eine Hitliste, diese wird angeführt von: „Sitzen“ und „Arme vor dem Körper“.
Wir sitzen oft viele Stunden am Tag (wer nachts auf der Seite mit angezogenen Beinen schläft – sitzt sogar im Schlaf!), vorwiegend haben wir unsere Arme angwinkeltelt vor dem Körper, bewegen unseren Kopf kaum mal zur Seite, überstrecken unsern Hals beim Blick auf dem Computerbildschirm und so einiges mehr.
So trainieren wir, über Jahre und Jahrzehnte, unbewusst sozusagen, unseren Körper, unsere Muskeln und die sie durchdringenden und umgebenden Faszien auf „kurz“. Immer größere Spannungen bauen sich auf, alles wird fester und unflexibler, Bewegung fällt immer schwerer und wird irgendwann vom Schmerz begleitet.

Was können wir tun?

Wir kommen doch nicht so einfach aus unserem täglichen Bewegungsmuster raus! Stimmt!
Deswegen heißt die Lösung: Für Ausgleich sorgen, sozusagen unsere „Sünden“ des Alltags kompensieren. Das Übel an der Wurzel packen und die Verkürzungen durch Dehnung, tägliche/regelmäßige Dehnungsübungen ausgleichen. Also jeden Tag für ein Stück mehr „Länge“ und „Flexibilität“ der Muskeln und Faszien sorgen und somit jeden Tag etwas schmerzfreier und beweglicher werden.
Wir haben es sozusagen selbst in der Hand den Prozess aufzuhalten und sogar umzukehren.
Das Ziel sollte sein: Ab sofort bis ins hohe Alter immer schmerzfreier und beweglicher werden!